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Online studieren

Das Sommersemester hat begonnen und es wird zumindest vorerst online stattfinden.

Die Hälfte meiner Seminare ist jetzt komplett asynchron, das heißt, dass ich für mich alleine Texte lese, Aufgaben bearbeite und die dann abgebe. Es fühlt sich noch gar nicht an, als würden diese Seminare wirklich stattfinden, weil ich nur zu den Dozierenden Kontakt habe und das meistens per Mail.

Es ist aber auch komisch, wenn Seminare online stattfinden. Eineinhalb Stunden auf einen Bildschirm zu starren, ist schon anstrengend. Außerdem ist es seltsam, nicht zu wissen, ob man gerade angeschaut wird oder nicht. Bei dem Videochatprogramm, das meine Uni nutzt, sieht man entweder ein Video groß und ein paar andere drum herum klein oder man sieht alle anderen gleich groß, dann ist der Bildschirm von lauter kleinen Kacheln bedeckt, und aus jeder schaut ein Gesicht. Weil alle vor ihren Webcams sitzen, sieht es so aus, als würden alle einen direkt ansehen.
Bei den Seminaren, die bisher stattgefunden haben, hatte ich deshalb immer das Gefühl, meine Mimik die ganze Zeit kontrollieren zu müssen, dabei hat mich vermutlich gar keiner angesehen.

Der technische Aspekt ist auch echt wichtig beim online studieren. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass mein Laptopmikrofon kaputt ist, das bedeutet, dass ich nicht einfach so Fragen stellen kann, bis das behoben ist oder ich Kopfhörer mit Mikrofon habe. Immerhin habe ich eine gute Internetverbindung und ein Endgerät, das problemlos alle Programme abspielt. Viele haben ja kein Internet oder keinen Laptop und das ist dann echt ein Problem.

In mancher Hinsicht ist es für mich aber auch einfacher, so zu studieren wie jetzt. Für eine Fahrt zur Uni brauche ich normalerweise eine halbe Stunde, das bedeutet, wenn mein Freund und ich direkt nacheinander Veranstaltungen haben, muss unsere Tochter mitkommen in die Uni, weil zwischen den Veranstaltungen nur eine halbe Stunde liegt.

Es ist da schon unkomplizierter, einfach den Laptop zuzuklappen, ins Kinderzimmer zu gehen und noch ein bisschen Zeit zu dritt zu verbringen, bevor das nächste Seminar beginnt.

Was im Laufe des Semesters noch problematisch werden könnte, ist die Selbstmotivation, glaube ich. Wenn man die ganze Zeit zu Hause lernt und niemanden aus den Veranstaltungen tatsächlich trifft, fehlt schon etwas.
Ich habe deshalb überlegt, einer digitalen Lerngruppe beizutreten, in der man sich zu festen Zeiten über den Lernstoff austauscht und gemeinsam lernt. Vielleicht kann das zumindest ein Stück weit ein Ersatz sein.

Insgesamt fehlt es mir aber jetzt schon, Menschen persönlich zu sehen. Man kann besser diskutieren, wenn man die anderen Leute direkt vor sich hat, wenn man deren Körpersprache deuten kann und nicht nur das Gesicht sieht. Abgesehen davon ist es einfach schöner, die Menschen in echt zu sehen.
Man kann schon so studieren wie jetzt, aber ich freue mich schon sehr darauf, irgendwann wieder mein normales Leben zu haben.

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