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Rezension: DACHS UND STINKTIER von Amy Timberlake und Jon Klassen

Dachs ist zufrieden mit seinem Leben. Er wohnt zurückgezogen in Tante Lulas Haus und beschäftigt sich, wann immer er möchte, mit seinem Herzensthema: der Steinforschung.

Doch dann klopft es eines Tages an der Tür und Dachs‘ Einsiedlerdasein findet ein jähes Ende – sehr zu dessen Unbehagen –, denn vor der Tür steht Stinktier. Tante Lula hat auch ihm ihr Haus als Bleibe angeboten und so findet sich Dachs von einer Minute auf die andere in einer sonderbaren Wohngemeinschaft wieder.

Stinktier stellt sein Leben auf den Kopf. Stinktier ist laut, wenn Dachs leise ist, Stinktier versteht nichts von Steinen und Mineralien, geschweige denn von wichtiger Steinforschung. Dachs ist sofort klar: das kann nicht funktionieren, denn Stinktier und Dachs haben nichts, aber auch g-a-r nichts gemeinsam!

Oder vielleicht doch?

„Dachs und Stinktier“
Amy Timberlake & Jon Klassen

Amy Timberlake hat einen ganz eigenen Schreibstil, der nicht glattgeschliffen ist, sondern die Lesenden ab und an ins Stocken bringt, aber auf eine gute Art, denn er passt wunderbar zu diesen beiden schrägen Tieren. Hier muss man auf jeden Fall auch dem Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn ein Kompliment machen.

Ich bin immer begeistert, wenn Autor*innen „show, don’t tell“ können und Timberlake kann das unbedingt. Mir hilft das auch immer sehr dabei, mich in Figuren hineinzufühlen. Schon nach wenigen Sätzen hat man das Gefühl, Dachs und Stinktier zu kennen, sie kommen einem sehr real vor.

„Eine wunderbar witzige Freundschaftsgeschichte voller Hintersinn über zwei liebenswerte Einzelgänger, die sich zusammenraufen.“

Kommen wir zu den Bildern. Die sind nicht, wie das manchmal der Fall ist, nur Beiwerk zur Geschichte. Jon Klassen (ich war schon vorher ein riesiger Fan, muss ich dazu sagen*) trägt einen großen Teil zur „Charakterbildung“ der Tiere bei. Sein Stil ist unverwechselbar – was er mit Timberlake gemein hat – und transportiert unheimlich gut Stimmungen. Manche Bilder sind in Farbe abgedruckt, andere schwarz-weiß, einige sind größer und voller Details, an manchen Stellen (zu Beginn eines jeden Kapitels) finden sich lediglich kleine Zeichnungen aus wenigen Strichen.

*Klassen hat beispielsweise auch Dunkel von Lemony Snicket illustriert – wunderschön. Bestimmt gibt’s dazu auch bald eine eigene Rezension hier auf dem Blog.

Ich finde ganz spezifische Altersempfehlungen für Bücher nicht so gut. Ob ein Kind viele Bilder braucht oder nicht, wie kompliziert die Sprache sein darf, und welche Themen das Kind interessieren – das ist so individuell. Mein Kind lässt sich mit vier Jahren sowohl „Babybücher“, in denen kaum Text ist, als auch „altersgemäße“ Bücher und solche, die eigentlich für ältere Kinder sind, vorlesen. Vom Klappenbuch über den Bauernhof bis Räuber Hotzenplotz (oder eben Dachs und Stinktier) ist alles dabei.
Dachs und Stinktier ist nicht durchgehend illustriert und auch nicht besonders farbenfroh. Es kommen Worte wie Steinpolierer und Konzepte wie „Frieden“ vor – mit einigen Erklärungen zwischendurch funktioniert das bei uns schon ziemlich gut.

FAZIT:
Ich empfehle Dachs und Stinktier weiter an:
Steinforschende und Hühnerfans
Menschen, die schräge Charaktere mögen
alle, die ein rührendes (nicht kitschiges!) Buch über Freundschaft lesen möchten
den Jon-Klassen-Fanclub (der bestimmt irgendwo existiert – nehmt ihr mich auf?)

Titel: Dachs und Stinktier

Autor*in: Amy Timberlake

Bilder: Jon Klassen

3. Auflage, 2020

Aus dem Englischen übersetzt von Uwe-Michael Gutzschhahn

Verlag: cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

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