Feminismus

Misogyne Babyhosen

Zur Geburt meines zweiten Kindes – einer Tochter, das ist wichtig – haben wir Einiges an Babykleidung geschenkt bekommen.
Darunter eine hübsche Hose. Gepunktet, aus Bio-Baumwolle und irgendwie komisch geschnitten.
Diese Hose, laut Etikett eine 56-62, war so eng am Bund, dass meine Tochter schon nach wenigen Minuten Tragezeit Druckstellen am Bauch hatte.

Spannenderweise haben wir mit keiner Hose, die aus der Jungsabteilung kam, jemals dieses Problem gehabt, dafür mit einigen anderen Kleidungsstücken „für Mädchen“. Mich macht das wütend. Diese unerreichbaren, überladenen Schönheitsideale, die für Mädchen und Frauen gelten, werden schon auf Babies angewendet. Nicht nur, dass es perfide ist, wenn an wenige Wochen alte Babies die Erwartung herangetragen wird, skinny zu sein – es ist auch absurd. Es gibt absolut keine physiologische Rechtfertigung für „Mädchen-“ und Jungskleidung“ in diesem Alter.

Die Hose vom Anfang ist auch nur ein Beispiel für eine ganze Armada an problematischen Klamotten. Konsequenterweise geht es ja so weiter. Kurze Hosen für Mädchen sind enger und kürzer als kurze Hosen für Jungen. Jeans sind schmaler, T-Shirts haben kürzere Ärmel.

Das eröffnet neben der Farb- und Motiv-Dichotomie eine weitere unnötige Differenzierung im Bereich der Kinderkleidung. In der Soziologie gibt es den Begriff des doing. Wir erschaffen und festigen soziale Konstrukte, indem wir sie leben und reproduzieren, was wir kennen. Die jeweilige soziale Rolle wird durch Performance realisiert. Es gibt z. B. auch doing family, aber ebenso, wie wir hier sehen, doing gender, doing Misogynie, doing Patriarchat.

Die Lösung ist ja auch nicht, nur noch in der Jungsabteilung einzukaufen und bequemer geschnittene Hosen mit Bagger- und Dinomuster zu besorgen. Damit würden wir ja bloß von einer Stereotypisierung zur anderen wechseln. Ich will für meine Kinder alle Farben und Motive und Schnitte, die ihnen gefallen, in allen Kombinationen. Dinos und Einhörner, Bagger auf pinken T-Shirts, blaue Mützen mit Regenbogenmuster.

Und vor allem will ich nicht, dass meinen Kindern schon in so jungen Jahren über ihre Kleidung vermittelt wird, ihre Körper seien nicht perfekt so, wie sie sind.

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